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Als Daumenregel für die Verschlusszeit gilt: sie sollte mindestens dem inversen Wert der Brennweite entsprechen. Bei 2.000 mm Äquivalenzbrennweite ist eine 1/2000 Sek aber eher die Ausnahme im scopal imaging. Unser Vorteil als Digiskoper: Die Unschärfe des Spiegelaufschlages einer Reflexkamera haben wir bei der Kompaktkamera nicht. Die ISO-Zahl kann auch einmal unbedenklich auf 400 oder gar 800 hochgesetzt werden. Mit Selbst- oder Fernauslöser ist auch bei Verschlusszeiten bis 1/400 Sek. mit ansehnlichen Resultaten zu rechnen.
Ganz anders verhält es sich bei der Blende in der Digiskopie. Unser Spektiv/Teleskop ist unser Objektiv und dieses hat eine feste Blende (meist jenseits der 16). Da lässt sich nichts ändern. Nun fotografieren wir als Digiskoper die Austrittspupille des Spektives mit einer Kamera, die ebenfalls ein Objektiv und damit eine Blende hat. Hier hat unsere Blendenwahl keine Auswirkung auf die Schärfentiefe, die bewirkt das Spektiv und sein Okular. Ein Abblenden um 1-2 Werte ist jedoch seitens der Kompaktkamera sinnvoll, da die Linsen der meisten Kameratypen weniger gut bei offener Blende zeichnen als bei einer leichten bis mittleren Abblendung. Ein Abblenden an der Kompaktkamera erhöht somit nicht die Schärfentiefe, aber es erhöht (leicht) die Schärfenleistung.
Im Ergebnis braucht in der Digiskopie selten eine Blende über 2,8 oder 3,5 an der Kompaktkamera eingestellt zu werden. Es sei denn, eine höhere Blende dient nicht der Abbildungsleistungs selbst, sondern der Verlängerung der Verschlusszeiten, um gewollt Unschärfe-Effekte, zum Beispiel durch Bewegung zu erzielen.
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Interessant wird es nun bei den neuen Weitwinkel-Zoom-Okularen der Markenhersteller.
Der dritte Weg, neben Zeiten und/oder Blendenvorwahl, ist bekanntlich die Belichtungskorrektur. Als Daumenregel in der Digiskopie von Vögeln gilt: beherzt unterbelichten.
Die Gründe hierfür liegen (a) im Umstand rein weisser Gefiederanteile, die sonst überbelichtet „ausfressen“ und (b) darin, dass bei einer leichten Unterbelichtung das Motiv, dass sonst durch atmosphärische Einflüsse etwas flau wirken würde, etwas mehr Lebendigkeit erhält. Wir können diesen Trick anwenden, weil das menschliche Gehirn wenig durchgezeichnete Schatten als wesentlich unproblematisch "ansieht" als nicht durchgezeichnete Lichter. Diese Lichter stören uns als „Blitzer“ sehr. Hinzu kommt, das sich in der Regel mit den einfacheren Bildbearbeitungsprogrammen die Schatten besser aufhellen/ durchzeichnen lassen als die Lichter zu retten. Bei den modernen Weitwinkel-Zoom-Okularen gilt im unteren Vergrößerungsbereich von 20- bis ca. 35-fach eben dies: mehr oder minder beherzt unterbelichten – sagen wir zwischen 2/3 bis 11/3 Blende. Wer jedoch sein nicht günstiges Zoom-Okular auch in der Digiskopie ausreizen möchte, also mit 40-facher oder gar 50-facher Vergrößerung arbeitet, der hat leicht überzubelichten. Die Digiskopie würde sonst schlicht zu dunkel und leblos, weil es an „Lichtern“ fehlt.
Das hier gesagte ist individuell je nach Spektiv (Objektivdurchmesser!), Okular und Kamerazusammenstellung auszuprobieren. So tendiere ich bei der von mir gerne verwendeten Leica D-Lux 4 am kleinen Swaro (65 mm Objektivdurchmesser) plus Weitwinkelzoom stets zu einer leichten Anhebung um 1/3 Blendenstufe, unabhängig von der Vergrößerung, während ich dieselbe Einstellung am Swaro 80 erst ab einer Zoom-Vergrößerung von ca. 40-fach vornehme.
Wer sich bisher noch nicht mit der Belichtungskorrektur in der Digiskopie beschäftigt hat, der sollte dies tun. Entweder indem er selbst in den unterschiedlichen Beobachtungsbedingungen und je nach Motiven (Kontrastumfänge sind hier entscheidend) die Korrekturwerte ausprobiert oder dies der Bracketingfunktion der meisten Kompaktkameras überlässt. Denn ähnlich wie bei der Schärfe machen auch bei der Belichtungskorrektur kleine Unterschiede in der Einstellung große Unterschiede in der Wirkung.
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