Schärfen

In der Digiskopie gilt die "Schärfe" als eines der größten Hindernisse für den ambitionierten Anfänger. Aber Bildschärfe ist nicht gleich Motivschärfe und auch das Ausgabemedium ist entscheidend.

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Backstage

Viele Digiskoper hadern zumindest in ihren digiskopalen Anfängen mit der Bildschärfe. Im Gros der Fälle lässt sich ein scharfer Bildpunkt finden, bloß leider nicht an der motivwichtigen Stelle. Wer hier seinen Autofokus abstellen kann und manuell eingreift, ist im Vorteil.

Der Mensch leitet seinen Schärfeindruck von Kontrastunterschieden ab. So manches Bild wirkt allein dadurch schon "schärfer", indem die Gradationskurve über das gesamte Bild eine leichte S-Kurve bekommt, die Schatten werden dunkler, die Lichter heller. Das Ergebnis ist ein kontrastreicheres, "schärfer wirkendes" Bild. Natürlich sind die Schärfemethoden in der Digiskopie andere als eine solche Kontrastanpassung.

Wir haben unterschiedliche Möglichkeiten der Bildschärfung. Generell sollte das Bild erst am heimischen Rechner "nachgeschärft" werden und nicht durch die Kamera selbst im Moment der Aufnahme. Wenn wir dann zuhause "nachschärfen" gilt es zwei wichtige Aspekte zu berücksichtigen: a) womit lässt sich mein vorliegendes Motiv am besten schärfen und b) für welchen Zweck (Internet, Beamerpräsentation, Ausbelichten oder Eigendruck) wird geschärft. Stets sollte am Schluss der Bildbearbeitung geschärft werden, weil mit der Veränderung der Kontrastunterschiede auch Farbveränderungen bis zu „Abrissen“ auftreten können. Ein Bild, dessen spätere Verwendung/Präsentationsform noch nicht klar ist, sollte stets nur leicht geschärft sein.

Die bekannteste Schärfemethode ist sicherlich die "unscharf maskieren-Methode" (usm genannt). Hierbei werden die Hell-Dunkel-Unterschiede an den Motivteilen wie Kanten und Strukturen aufgesteilt, ähnlich wie bei der Gradation nur nicht über das gesamte Bild, sondern nur über Bildteile. "Leica-für-Arme" wird dabei die usm-Einstellung 30-45-0(-10) genannt. Das Bild erhält dadurch spürbar "Brillianz". Neben diesem Urtyp der Schärfung gilbt eine Reihe abgeleiteter, diffizilerer Filter, je nach Programm.
Wenn unser Motiv über diese Filter keinen "Zugewinn" zeigen, dann ist die Schärfung im LAB-Modus eine Alternative. Hierzu wird das RGB-Bild in photoshop oder vergleichbaren Programmen in den LAB-Modus konvertiert und dort nur die Luminanzebene mit dem bekannten Schärfefilter bearbeitet. Vergessen Sie aber nicht, in den RGB-Modus zurückzukonvertieren, sonst erwartet sie im Ausdruck eine bemerkenswerte Farbverschiebung.

Die dritte und für Gefiederpartien sehr geeignete Schärfemethode ist die des Hochpass-Filters aus Photoshop (zu finden unter sonstige Filter). Hier werden die Hell-Dunkelkontraste aufgesteilt. Uns genügt meist ein Wert zwischen 2,5 und 3. Das sw-Transparenzbild sollte sie nicht schockieren. Da wir auf einer zuvor kopierten Bild-Ebene mit dem Hochpass-Filter arbeiten, verschneiden wir diese gefilterte Ebene mit unserem Ausgangsbild über den Modus "warmes Licht". Diese Methode ist fast stets mit einer Bildverbesserung verbunden. Wem die Wirkung zu stark ist, der kann die Ebene in Photoshop in seiner Transparenz auf 40% oder 60% absenken und darüber die Filterwirkung justieren.

Was Ihnen beim Schärfen nie passieren sollte, dass (a) es zu Farbfehlern kommt, (b) das Bild "überschärft" wirkt (je nach Ausgabemedium) und (c) die Hell-Dunkel-Übergänge "abreißen", es also zum sog. "Heiligenschein" um das Motiv kommt.